Liner Notes

Music is inexorably transient losing something in a constant flow. A quantum of pain exists always within the possibility of joy. There is a continual current moving toward the shore as it recedes into the horizon. Thus music is existential in it’s' nature by the way of its fugitiveness one may say it is the permanent manifestation of the flow of life. The memory of a listener works in opposition to that fugitiveness. Music gains duration through ones' memory and therefore, the possibility of recognition plays a big role in the reception of music. In a trivial way, music identifies itself with melody, more or less traditional tonality and a rhythm that is understandable and even. Without condemning music of that kind, there is still something illusive clinging to it – the all-time present mortality is hidden, it subducts itself an important part of its essence.


Having said this one could listen to the music on this CD as an examination of the flow of music and musical memory.


This project unites three musicians born in 1957 who are looking over the edge of a plate of style categories and necessities. The trio were not willing to give up their respective longing, which they feel is an essential component of good music.


Keeping that in mind their music is "anti-modern" because each one of them is free to choose which memory he activates within his musical creation.


Their music generally remains sceptical of the promise of the "right" way in art.


All three musicians have played on stages all over the world for more than 35 years. Rodach and Schlothauer share a highly academic-classical education. Weiser and Rodach have worked together for several decades in various World Music and Jazz projects. Weiser and Schlothauer studied philosophy and are also authors. Rodach and Weiser compose music for film and radio dramas. Weiser is a documentary filmmaker and Schlothauer composes experimental music. All three of them are driven by the joy in discovering something profound and essential at the circumference of the cultural mainstream. Thereby allowing themselves to embrace their totally diverse musical memories and purposes in life.


Rodach-Schlothauer-Weiser sample 'live', without any preparation and without using previously recorded material. What they play is taken into the stream and looped, repeated in its uniqueness, memorable without being schematic. Three men playing e-guitar, e-violin and drums, totally analog and unplugged, recording their picking, bowing, scraping, clattering and scratching, then continuing to play on top of it. In doing so delightful sounding surfaces of expansive timelessness occur which are open for any imagination and image worlds.


Rodach-Schlothauer-Weiser’s way of making music is inspired by thinking of electronic music in "Tracks". The direct interacting and reacting is placed back to rather layers played on and off, added and subtracted. So different worlds correlate and through that gain meaning. The loops often differ in their length and are often metrically not or just roughly coordinated. This results in very fine nuances, coincidental differences as well as novel combinations and polychrome superpositions.


This music can be enjoyed and understood by anyone who leaves him/her self to get into the flow and completely let go questions of sense and meaning while listening into the layers, leaving himself to their simultaneity and steady foreignness. The music of Rodach-Schlothauer-Weiser is not strict - it is rather open for all reminiscences from long musician’s lifes. It is simultaneously formal and free, distant and loving, full of beauty and ugliness – just as life!!


Booklet Text Deutsch


Musik ist unerbittlich vergänglich, in stetem Fluss geht etwas verloren und ständig ist bei aller Möglichkeit der Freude auch ein Quantum Schmerz. Sie ist immer augenblicklich, fließt im selben Maße auf etwas zu, wie sie in die Ferne rückt. Musik ist also im Wesen existenziell trotz oder gerade wegen ihrer Flüchtigkeit – sie ist ständige Manifestation des Lebensflusses. 


Gegen die Flüchtigkeit der Musik arbeitet die Erinnerung der Musikhörenden an, in der Erinnerung gewinnt die Musik Dauer. Deshalb hat das Wiedererkennbare für die Musikrezeption so eine große Bedeutung und in trivialer Weise identifiziert sich Musik mit Melodie, harmonisch fester Fügung und verständlichem und gleichgeschaltetem Rhythmus. Ohne solcherlei Musik aburteilen zu wollen, haftet ihr aber etwas Illusionistisches an und in ihr wird die sonst in der Musik immer gegenwärtige Sterblichkeit verhüllt – sie benimmt sich eines wichtigen Wesensteiles. 


 Man könnte die Musik auf dieser CD in Sinne des Ebengesagten als Auseinandersetzung mit dem Fluss der Musik und der musikalischen Erinnerung hören. 


 Fuzzylogic vereint drei Musiker des Jahrgangs 1957, die über den Tellerrand der Stilkategorien und –zwänge hinausschauen, ohne ihre Sehnsucht, die ein essentieller Bestandteil jeder guter Musik ist, aufgeben zu wollen. 


 In diesem Sinne ist ihre Musik antimodern, denn grundsätzlich ist es jedem der Drei freigestellt, welche Erinnerung er in seiner musikalischen Gestaltung aktiviert. Sie bleibt grundsätzlich skeptisch gegenüber dem Versprechen des künstlerisch „richtigen“ Weges. 

Alle drei Musiker sind seit mehr als 35 Jahren auf den Bühnen dieser Welt unterwegs. 


 Rodach und Schlothauer teilen die fundierte akademisch-klassische Ausbildung, während Weiser und Rodach jahrzehntelang in Weltmusik- und Jazzprojekten zusammengearbeitet haben. Weiser und Schlothauer haben Philosophie studiert und sind auch als Autoren tätig. Rodach und Weiser machen Musik für Film- und Hörspielprojekte, Weiser ist auch Dokumentarfilmer, Schlothauer Komponist experimenteller Musik. Alle drei treibt sie die Lust an der Peripherie des kulturellen Mainstreams Gehaltvolles und Wesentliches zu entdecken. 


Dabei erlauben sie sich gegenseitig ihre ganz verschiedenen musikalischen Erinnerungen und Lebensinhalte mitzubringen. Rodach-Schlothauer-Weiser sampeln live, ohne jede Vorbereitung, ohne aufgezeichnetes Material zu verwenden. Eben Gespieltes wird in den Stream aufgenommen, geloopt und dadurch in seiner Einmaligkeit wiederholbar, erinnerungsfähig ohne schematisch sein zu müssen. Drei Männer mit E-Gitarre, E-Geige und Trommeln, in diesem Sinne voll analog und unplugged, nehmen ihr Gezupfe, Gestreiche, Geschabe, Geklapper und Gekratze auf und spielen damit weiter. Dabei entstehen beglückende Klangflächen zeitloser Weite, die für jedwede Imaginationen und Bilderwelten offen stehen. 


Die Musizierhaltung von Rodach-Schlothauer-Weiser ist dem Denken der elektronischen Musik in „Tracks“ abgelauscht. Das unmittelbare Zusammenspielen und Reagieren wird zurückgestellt, es wird eher auf- und abgeschichtet, dazugegeben und weggenommen, verschiedene Welten treffen zusammen, berühren sich und gewinnen daraus Bedeutung. Die Loops sind häufig sehr unterschiedlich angelegt in ihren Dauern und metrisch häufig nicht oder nur näherungsweise koordiniert. Dadurch ergeben sich feine Differenzen im Zusammentreffen, kombinatorische Neuheiten und polychrome Überlagerungen. „Verstehen“ kann diese Musik, wer sich dem Flow überlässt und in der Lage ist, die Frage nach Sinn und Bedeutung fahren zu lassen, in die Schichten hineinhört, sich ihrer Gleichzeitigkeit und ihrem Fremdbleiben überlässt. Rodach-Schlothauer-Weisers Musik ist nicht streng, sondern im Gegenteil offen für alle Reminiszenzen aus langen Musikerleben. Sie ist formal und frei gleichzeitig, distanziert und liebevoll, voll von Schön- und Hässlichkeiten – so wie das Leben eben.